Therapeuten wirken aus verschiedenen psychologischen Denk-Ansätzen heraus. Ich möchte versuchen, die Herangehensweise ein wenig verständlich zu machen.
In der Psychotherapie gibt es verschiedene Perspektiven oder Herangehensweisen, welche sich von den Vermutungen anderer Perspektiven (man nennt diese auch Paradigmen oder Denkschulen) unterscheiden. Wie Psychologen z.B. bestimmte Denkprozesse oder Verhaltensweisen untersuchen und welche Methoden angewendet werden, um mit Klienten zu arbeiten. Z.B. richten Psychotherapeuten mit einer Psychodynamischen Ausbildung ihre Perspektive auf Handlungen, welches ihrer Auffassung nach stark von inneren Kräften, von ererbten Instinkten, biologischen Trieben motiviert wird sowie dem Versuch, Konflikte zwischen persönlichen Bedürfnissen und sozialen wie moralischen Anfordernissen zu lösen. Bei der Kognitiven Verhaltenstherapie liegt der zentrale Fokus auf dem Denken und wissensbasierten Prozessen wie Aufmerksamkeit, Erinnern, Verstehen. Und die Systemische Therapie arbeitet über die Einsicht und beschäftigt sich mit dem Umfeld und den Beziehungen in Systemen, also den Interaktionen und Bedingungen zwischen Menschen. In der Emotionsfokussierten Therapie arbeiten wir mit Emotionen. Weil die Art und Weise, wie wir denken oder wie wir uns verhalten zum aller größten Teil durch unsere Gefühle dominiert sind und nicht mit Gedanken. Wir arbeiten mit Emotionen um Emotionen zu verändern.
Wurzeln der EFT
Das Prinzip der EFT ist Emotionen mit Emotionen zu verändern. Die emotionsfokussierte Therapie hat ihre Wurzeln in therapeutischen Ansätzen, wie der Personenzentrierten Therapie nach Carl Rogers und in den dynamischen und experimentellen Prozessen der erlebens- und gestalttherapeutisch orientierten Gestalttherapie nach Frederick S. Perls. Lesley Greenberg hat den empathischen Anteil der Personentherapie von C. Rogers mit den aktiven, direktiven Anteilen, aus der Gestalttherapie miteinander verbunden. In der Emotionsfokussierten Paartherapie (EFT-P abgekürzt) kommen Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie hinzu, die vom Kinderpsychiater John Bowlby und der Psychologin Mary Ainsworth entwickelt wurden und die gemeinsam eine elaborierte Bindungstheorie entwickelten, welche die Psychotherapie, Psychologie und Pädagogik stark beeinflusste.
Die also so sich entwickelnde EFT stützt sich auf eine reichhaltige Psychotherapieprozess-Forschung von Greenberg, die mit der Untersuchung in den 1970igern Jahren begann. Die in der Forschung entstandenen Prozessmodelle sind wie Landkarten, die uns Therapeuten helfen von Moment zu Moment die Emotionen des Klienten zu ergründen, zu begleiten und bildet somit die Basis und Arbeit mit Klienten.
Welche Arten von Emotionen gibt es?
Nicht jedes emotionale Erleben ist gleich wichtig. Wir Therapeuten sind ausgebildet und auch erfahren darin, welche Emotionen für den Prozess relevant sind und deren Bearbeitung wirklich zu einer Auflösung des Leidens und somit zu einer Verbesserung der Lebenswirklichkeit des Klienten führen. Es gibt unterschiedliche Typen von Emotionen.
- Es gibt primäre, sekundäre und instrumentelle Emotionen.
- Die primären Emotionen unterscheiden sich in primäre adaptive Emotionen, sie sind das erste Bauchgefühl, was wir haben, diese Emotionen tragen uns durch den komplexen Alltag und zu unserem Wohlergehen bei.
- Die maladaptiven primären Emotionen hingegen sind Wunden, die ich in mir trage, da sie nicht mehr direkt auf den aktuellen Lebenskontext und die aktuellen Bedürfnisse bezogen sind. Wenn ich z. B. oft alleingelassene wurde und deshalb Angst und Unsicherheit entwickelt habe oder abgewertet wurde und sich Scham entwickelt hat, das Gefühl, wertlos zu sein, alleine nicht überleben zu können, Traurigkeit oder Einsamkeit aufgrund von Erfahrungen des Verlassenwerdens und sich eine tiefgreifende Hilflosigkeit entwickelt, hat. Wir müssen lernen zu unterscheiden, ob Traurigkeit ein adaptives oder ein maladaptives Gefühl ist.
- Instrumentelle Emotionen haben eine appellative Funktion (appellative function), um eine Situations- oder Verhaltensänderung herbeizufügen. Dies geschieht bei Erwachsenen häufig sehr subtil und unbewusst.
- Beispiele: „Unfähigkeit darstellen, um bestimmte Dinge nicht tun zu müssen.“ „Traurig-Sein vortäuschen, um Aufmerksamkeit zu gewinnen.“
- In einer Paarbeziehung sind instrumentelle Emotionen meist jene, mit denen die / der Partner*in oftmals unbewusst manipuliert wird. Mit instrumentellen Emotionen wird häufig versucht, den Partner zu kontrollieren.
Wie kommt es zu psychischen Problemen?
Oftmals liegen die Ursachen für psychische Probleme im frühen Kindesalter. Kinder können ihre Emotionen noch nicht so gut regulieren und schmerzvolle Emotionen vernetzen sich besonders schnell im Kindesalter, hinterlassen tiefe Spuren, in die wir dann immer wieder reinrutschen und dadurch getriggert werden, selbst im Erwachsenenalter noch. Damit wir den Schmerz nicht mehr so spüren, legen sich unbewusst sekundären Emotionen dann über diese schmerzhaften Emotionen, wie eine Decke, die das Schmerzvolle zudeckt. Z.B., wenn wir uns als Kind oft verlassen fühlten und uns dadurch wertlos gefühlt haben und diesen Schmerz nicht aushalten konnten und infolgedessen in eine Selbstabwertung gehen, weil wir uns in dieser Situation nicht mochten (primär maladaptiv), einmal weil wir die Situation nicht ändern konnten (Hilflosigkeit), und dadurch auch andere nicht mögen, reagieren wir mit Wut oder Kontrolle (sekundäre Emotionen) darüber. Erleben wird dieses Gefühl öfter und wir reagieren wiederholt in der Art, hat sich ein Schema entwickelt.
Selbstaktualisierungstendenz in jedem Menschen
Aus humanistischer Perspektive strebt der Mensch nach Selbstverwirklichung und darin ist Heilung inkludiert. Die innewohnende Tendenz des Menschen in Richtung Gesundheit gestaltet Heilung so, dass wir irgendwann das Gefühl haben, es geht nicht mehr, wir kommen mit etwas Bestimmten nicht mehr zurecht, es stockt, wir kommen nicht mehr weiter oder unsere Umwelt kommt nicht mehr mit uns zurecht. Die Tendenz der Psyche zur Heilung konstruiert uns immer wieder Situationen, die uns zeigen, es muss sich etwas ändern. In diesem Leidensprozess kommen Menschen in Therapie. Wir Therapeuten sind sozusagen Begleiter der Klienten, das was eigentlich angelegt, aber nicht mehr zugänglich ist, wieder freizulegen.
Es gibt eine Metapher, die das ganz gut verständlich macht, indem wir uns das menschliche Funktionieren wie einen fließenden Fluss vorstellen und das Wasser findet seinen Weg. Manchmal ist das Flussbett aber verstopft mit Felsen im Wasser und dort staut sich das Wasser auf. Das ist der Zeitpunkt, in dem Menschen in die Therapie kommen, weil alte Strategien nicht mehr funktionieren. Wir Therapeuten müssen also helfen, den Fluss wieder fließen zu lassen, damit die Psyche fließen kann und der Mensch wachsen kann.
Emotionale Wahrnehmung und Verarbeitung
Emotionale Verarbeitung beinhaltet, dass wir unsere Gefühle wahrnehmen und von reinen Körperempfindungen unterscheiden können, dass wir aushalten, sie im Körper zu spüren, dass wir diese tolerieren können, Worte dafür finden, dass wir lernen, sie zu regulieren auch während sie da sind und, dass wir uns den Sinn erschließen können. Dafür brauchen wir Unterstützung. Wenn es hier Schwierigkeiten gibt, können wir natürlich nicht vollständig Zugreifen auf unser eigentlich adaptives Programm. In der Psychologie gibt es die Konzept von Schema. Emotionale Schemata spiegeln vor allem vergangene Erfahrungen wieder und helfen uns Voraussagen zu treffen über die Zukunft, das ist der adaptive Gehalt der Schemata.
Was sind Schemata?
Wir werden mit angeborenen psychomotorischen Programmen geboren, wie z. B. für Kampf. Aus Kampf entwickelt sich dann später Ärger oder auch Flucht. Daraus entwickelt sich dann später Angst. Wir müssen also nicht lernen Angst zu haben müssen nicht lernen ärgerlich zu sein, denn das ist uns mitgegeben. Während wir heranwachsen, brauchen wir komplexere emotionale Reaktionsweisen, um uns an die Umwelt anzupassen, letztendlich um zu überleben. Es bilden sich Netzwerke im Gehirn, in denen wir bestimmte Umgangsweisen/Herangehensweisen für bestimmte Anlässe wichtige und multifaktorielle Komponenten unseres Lebens abspeichern, die uns in bestimmten Situationen helfen, schnell zu reagieren. Das nennen wir Schemata.
Emotionale Transformation oder Umstrukturierung
Emotionale Schemata können mit Hilfe einer professionellen Begleitung geändert werden. Hier sind einige Ansätze, um emotionale Schemata zu modifizieren:
- Bewusstsein schaffen: Erkennen und identifizieren von emotionalen Schemata.
- Selbstreflexion: Sie basieren sie auf vergangenen Erfahrungen oder Überzeugungen, die nicht unbedingt mehr zutreffen. Als Therapeutin begleite ich dabei empathisch, sodass sie sich getragen fühlen, und weitestgehend mutig in diese schmerzhalten Emotionen gehen können, sie benennen können und sich Raum geben, sie kennenzulernen.
- Emotionale und kognitive Umstrukturierung: bedeutet zu spüren, wann sich im Prozess Ärger gegen ein Gefühl wie z. B. Scham aufbaut, Das wäre dann adaptiver Ärger. „Ich will, dass nicht mehr“; „ich will mich zeigen“ oder „ich will, dass ich gehört werde“; „ich lass mir das nicht mehr gefallen“. Und dann spüren wir das und suchen nach einem möglichen adaptiven Umgang mit der Einsamkeit oder was da sonst für primäres Emotion zugrunde liegt.
- Erfahrungen im Alltag: Neue Erfahrungen schaffen wir dann im Alltag, in dem wir uns damit beschäftigen, bewusst werden, wann diese Schemata wieder auftreten und uns Raum geben, diese umzustrukturieren.
Bei diesen Prozessen begleite ich Sie gern als erfahrene EFT-Therapeutin.