Wie Liebe die Hormone tanzen lässt

Verliebtsein lässt unsere Emotionen verrücktspielen: Wir fühlen uns euphorisch, voller Energie und haben Schmetterlinge im Bauch. Dahinter steckt ein Hormoncocktail aus Serotonin, Dopamin, Phenylethylamin und Oxytocin, was die verschiedenen Phasen der Verliebtheit begleitet.

Herzklopfen und Kribbeln im Bauch entstehen aus biochemischer Sicht durch Dopamin und Phenylethylamin. Sie verstärken die erotische Anziehungskraft und machen uns empfänglich für die Liebe. Wir wollen uns innig verbunden sein, auch körperlich und das fördert das Küssen. Küsse erhöhen die Pulsfrequenz, regen den Stoffwechsel an und stärken das Immunsystem. Zudem trainieren sie 34 Gesichtsmuskeln, was die Haut strafft. Der Liebespartner macht uns glücklich und das strahlen wir auch aus. Wir leben auf Wolke No. 7.

Verliebte idealisieren ihren Partner und denken fast ununterbrochen an ihn. Das liegt am Behavioral Activation System (BAS), das positive Reize verstärkt und uns selbstbewusster macht. Gleichzeitig sinkt überraschenderweise der Serotoninspiegel, wodurch sich verliebte Menschen zwanghaft auf ihren Partner fokussieren – ähnlich wie bei einer Sucht. Diese Erkenntnisse wurden 2012 von Neurowissenschaftlerin Stephanie Cacioppo an der Universität Genf gemeinsam mit Kollegen der Hirnforschung zur romantischen Liebe zusammengetragen.

Das Ergebnis: Leidenschaftliche Liebe entfacht Hirnareale, die mit Euphorie, Belohnung und Motivation in Verbindung gebracht werden. Da sich diese Regionen auch unter dem Einfluss von Opiaten oder Kokain regen, ist für viele Forscher klar, dass sich Liebe und Sucht wohl gar nicht so unähnlich sind.

Warum sich Serotonin senkt bei Frischverliebten, wird damit begründet, dass, wenn mehr Dopamin & Noradrenalin durch das Hirn rauschen, Euphorie und Motivation gesteigert werden, das wiederum stört das Serotoningleichgewicht. Das verursacht dann sowas wie zwanghafte Gedanken. Frisch Verliebte können an nichts anderes mehr denken als an das Objekt der Begehrung und wir fahren emotional Achterbahn, denn weniger Serotonin führt zu Stimmungsschwankungen. Das normalisiert sich aber, wenn die Liebe in eine stabile Phase übergeht und sich der Serotoninspiegel senkt.  Auch Oxytocin, ein „Kuschelhormon“, wird freigesetzt und fördert die Bindung zwischen Partnern und stärkt das Vertrauen. Allerdings kann es auch dazu führen, dass Verliebte sich von anderen abgrenzen.

Wenn wir einen Menschen begehren, wollen wir ihn in der Regel auch berühren. Sex löst bei beiden Partnern vor allem von erhöhten Testosteron und Östrogen gesteuert. Bei Frauen wird sogar mehr Testosteron freigesetzt als bei den Männern. Evolutionswissenschaftler begründen dies damit, dass das jeweils andere Geschlecht der Sicherung der Evolution zuliebe sich an das andere Geschlecht anpasst. Beim weiblichen Orgasmus wird zusätzlich viel Oxytocin und Vasopressin ausgeschüttet, was die Bindung verstärkt. Vasopressin spielt eine wichtige Rolle in der Mutterliebe, aber auch in der Verliebtheit, insbesondere fördert es die Bindung und Treue in einer Beziehung. Es wird oft in Verbindung mit Oxytocin genannt, hat aber eine etwas andere Funktion. Studien an Präriewühlmäusen zeigen, dass Männchen mit höheren Vasopressin-Werten monogamer sind. Vasopressin ist besonders bei Männern entscheidend für langfristige Bindungen. Es steigert zudem das Schutzverhalten und die Eifersucht und verstärkt dadurch das Bedürfnis, den Partner zu beschützen und die Beziehung zu sichern und kann zu einem stärkerem Besitzdenken führen. Ähnlich wie Oxytocin verstärkt Vasopressin die emotionale Bindung, insbesondere nach körperlicher Nähe und Sex.

Zusammen sorgen Oxytocin und Vasopressin dafür, dass aus Verliebtheit eine langfristige Liebe wird.

Zudem verbrennt Sex Kalorien, senkt das Prostatakrebsrisiko und wirkt wie ein natürliches Schmerzmittel.

Vom Verliebtsein zur Liebe

Ob eine Beziehung hält, hängt von Hormonen, Psyche und Nervensystem ab. Gemeinsame Erlebnisse, wie zum Beispiel real Achterbahnfahrten, das bringt uns nämlich in eine Gefahrensituation oder aber auch ehrliche Komplimente, fördern die Ausschüttung von Dopamin und Oxytocin – und stärken so die Liebe langfristig.

Uuuuuuiih, das brauchen wir doch??