Narzissmus und Beziehung

Inhalt

Narzisstische Persönlichkeitsstörung NPS

Narzissmus – Ursprung und Bedeutung des Begriffs in Psychologie

Bedeutung und Gebrauch des Begriffes Narzissmus

Verbreitung der NPS in unserer Gesellschaft

Aktualität des Begriffes „Narzisstisch“ in der Gesellschaft

Diagnose-Kriterien

ICD10

DSM-5, 2013

Typen NPS

Vulnerabler Narzissmus

Subklinischer Narzissmus

Offener und verdeckter Narzissmus

Verdeckter Narzissmus

Was macht das Leben mit Narzissten so schwer?

Mögliche Ursachen für die Entwicklung ein NPS

Beziehungen zu einem Menschen mit NPS oder entsprechenden Akzentuierungen

Trotz Narzissmus eine glückliche Partnerschaft

Narzisstische Persönlichkeitsstörung NPS

Eine Narzisstische Persönlichkeitsstörung NPS zeigt sich häufig durch charakteristische Merkmale nach Aufmerksamkeit und ein hohes Geltungsbewusstsein. Narzissten scheinen selbstverliebt und übermäßig viel Anerkennung zu bedürfen, auch wenn sie manchmal kaum etwas dafür leisten. Sie scheinen arrogant und wenig einfühlsam, Streben nach Macht, sind hochgradig manipulativ und nehmen wenig Rücksicht auf die Gefühle anderer, oft beleidigend, niederschmetternd und sie hinterlassen im Miteinander ein toxisches Gefühl. Sie nehmen oft die Rolle der Antagonisten ein und treten mit anderen Menschen stets offen oder auch verdeckt in Konkurrenz. Sie versuchen ihr Selbstwert zu steigern, indem sie andere abwerten. Damit verbunden ist das Unvermögen zu echten depressiven Reaktionen, das einen Grundzug narzisstischer Persönlichkeiten darstellt. So oder ähnlich begegnen uns Narzissten im zwischenmenschlichen Umgang.

Narzissmus hat auch nachweisbare und wesentliche positive Eigenschaften. Nach Meinung eines irischen Forscherteams soll zumindest grandioser Narzissmus positiv auf die psychische Gesundheit auswirken. Betroffene seien insgesamt widerstandsfähiger, leiden seltener an psychischen Erkrankungen wie Depressionen, sind stressresistenter, können besser mit Druck umgehen und Narzissmus korreliert mit positiven Symptomen von psychischer Gesundheit, zu denen Eigenschaften wie Selbstbewusstsein und Zielstrebigkeit gehören.

Narzissmus – Ursprung und Bedeutung des Begriffs in Psychologie

Sigmund Freud, Begründer der Psychoanalyse prägte den Begriff „Narzissmus“. Freud unterschied  zwischen primärem und sekundärem Narzissmus: Die psychische Energie (Libido) richtet sich dabei auf das Selbst. Der primäre Narzissmus stellt einen normalen Schritt in der Entwicklung von Kindern dar, während der sekundäre Narzissmus ein krankhaftes Phänomen im Erwachsenenalter ist. In der weiteren Entwicklung wurde von dem Psychoanalytiker Heinz Kohout der Begriff „Narzisstische Persönlichkeitsstörung“ geschaffen, der in der weiteren Zusammenarbeit mit dem Psychiater Otto Kernberg zur Grundlage für die spätere Entwicklung diagnostischer Kriterien im DSM-III (Psychiatrisches Klassifikationssystem) wurde.

Bedeutung und Gebrauch des Begriffes Narzissmus

Es ist wichtig den Begriff „Narzissmus“ im allgemeinen Sprachgebrauch vom klinischen Narzissmus zu unterscheiden. Aktuell werden die Begriffe „Narzisst“ oder „narzisstisch“ inflationär und unpräzise gebraucht und dabei aus ihrem psychiatrischen Zusammenhang gerissen.

Die Psychoanalyse und in ihrer Folge alle tiefenpsychologisch orientierten Theorien und Therapien beziehen aus zwei griechischen Mythen ihre Hauptkraft: aus dem „Ödipus-Mythos“ von Sophokles und dem „Narziss-Mythos“ von Ovid. Beide sind zu „Archetypen“ der psychoanalytischen Theorie geworden. Freud stellte fest, dass der Mensch ein Ideal in sich aufbaut, an dem er sein aktuelles ICH misst. Im Verlauf seiner Geschichte und Entwicklung entwickelt sich beim Individuum ein intensives Bestreben, den verloren gegangenen Idealzustand der Kindheit wiederherzustellen. In dem Maße, in dem der Mensch diesen Idealen nachkommt, verspürt er erneut einen Teil von dem anfänglichen Gefühlszustand der Vollkommenheit, der von Freud als „primärer Narzissmus“ definiert wird. Das ICH-Ideal ist quasi das Erbe des primären Narzissmus, wie das Über-ICH das des Ödipus-Komplexes ist. Die französische Analytikerin Chasseguet-Smirgel (1987) äußert sich über diese Sehnsucht nach unserer verklärten Vergangenheit, in der wir selbst unser Ideal waren, wie folgt:

„Das Ich-Ideal erscheint hier als der Ersatz der primär-narzisstischen Vollkommenheit. Ein Ersatz, der vom Ich getrennt ist durch einen Abstand, eine Kluft, die der Mensch immer wird zu beseitigen versuchen.“ Das Ichideal: Psychoanalytischer Essay über die »Krankheit der Idealität« (suhrkamp taschenbuch wissenschaft) Taschenbuch – 6. August 1987 (S. 13)

Nicht jeder Mensch, der umgangssprachlich als „narzisstisch“ bezeichnet werden kann, ist im Sinne einer klinischen Diagnose (Narzisstische Persönlichkeitsstörung F60.8) ein Narzisst und leidet unter einer Persönlichkeitsstörung (s.a. Persönlichkeitsstörung). Die Psychologie unterscheidet zwischen vulnerablen und gesunden narzisstischen Persönlichkeitseigenschaften. Die pathologische Form des Narzissmus wird „Narzisstische Persönlichkeitsstörung“ (NPS) genannt. Im Zentrum der klinischen NPS steht eine dysfunktionale Selbstwertregulation. Für Betroffene wäre es wichtig, dieses abklären zu lassen.

Wir alle haben narzisstische Anteile in uns, jedoch haben die meisten Menschen keine narzisstische Persönlichkeitsstörung im Sinne einer psychischen Erkrankung.

Es ist wichtig zu verstehen, dass Narzissmus verschiedene Ausprägungen haben kann. Anteile eines positiven Narzissmus haben wir alle entwickelt, um ein ICH und unser Selbstwert zu bilden. Die Narzisstische Persönlichkeitsstörung NPS wird psychiatrisch diagnostiziert.

Verbreitung der NPS in unserer Gesellschaft

Die Prävalenz (von lateinisch praevalēre, „vorherrschen“ ist in der medizinischen Statistik eine Kennzahl für die Krankheitshäufigkeit) wurde in Deutschland mit 0,4 % ermittelt, wobei bis heute allerdings noch keine Studien vorliegen, die von der aktuellen DSM-5-Definition ausgehen.

In der therapeutischen Praxis sind häufiger Mitarbeiter einer NPS belasteten Führungsperson oder auch Partner und Familienmitglieder nach Hilfe suchend anzutreffen, um die schwierigen zwischenmenschlichen Situationen im Zusammenhang mit vulnerablem Narzissmus zu bewältigen.

Aktualität des Begriffes „Narzisstisch“ in der Gesellschaft

Es gibt Hinweise dafür, dass die westlichen kapitalistischen Gesellschaften zunehmend auf Egoismus, Selbstdarstellung und Empathielosigkeit, Wettbewerb und Selbstüberhöhung, jenseits der Vernunft und besseren Wissens basiert und narzisstische Merkmale in der Bevölkerung zunehmen. Meistens geht es hierbei jedoch um den subklinischen Narzissmus. Die pathologische Form, die Narzisstische Persönlichkeitsstörung, konnte bisher nur unzureichend empirisch untersucht werden.

Unser Gesellschaftssystem zeichnet sich durch stark nach außen gerichteter Werten aus. Wir messen unseren Wohlstand an dem Bruttoinlandsprodukt, ausschließlich materialistisch und auf Wachstum orientiert. Neid, Gier und Gewinnmaximierung stehen im Vordergrund, ignorant und fern aller apokalyptischen Warnungen. Diese „narzisstische“ Kompensation bedarf ständig erweiterter Ablenkung durch Animation und Aktion auf Besitz und Konsum. In diesem nach Leistung und Besitz orientierten Lebensinhalten bleibt wenig Raum und Zeit zur Selbstreflexion und des Annehmens des persönlichen IST-Zustandes. Ständig leistungsorientierter Druck und ein in die Zukunft gerichtetes Denken lassen uns uns nicht im Hier und Jetzt ankern, was uns Lebensenergie nimmt.

Soziale Medien scheinen diesen Trend der Selbstdarstellung viral zu befördern.

Diagnose-Kriterien

Eine Persönlichkeitsstörung ist per Definition aus dem „Diagnostischen und Statistischem Manual Psychischer Störungen“ (DSM-5) ein „überdauerndes Muster von innerem Erleben und Verhalten“, und weist folgende Kriterien auf:

ICD10

Die ICD-10 war die 10. Version der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD für englisch: International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems), einer medizinischen Klassifikationsliste der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Bei der WHO rangiert Narzissmus unter dem diagnostischen Kürzel F60.8 als Restkategorie der sonstigen Persönlichkeitsstörungen.

DSM-5, 2013

Als eigene Persönlichkeitsstörung wurde Narzissmus 1982 in das Klassifikationssystem der American Psychiatric Association aufgenommen. Im aktuellen Klassifikationssystem der American Psychiatric Association (DSM-5) ist die Störung unter der Kennziffer 301.81 gelistet. Demnach handelt es sich bei der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung um ein tiefgreifendes Muster von Großartigkeit (in Fantasie oder Verhalten) und dem Bedürfnis nach Bewunderung und Mangel an Einfühlungsvermögen. Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter und die Störung zeigt sich in verschiedenen Situationen.

Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:

  1. Größengefühl bezüglich der eigenen Bedeutung (mit Leistungen und Talenten wird übertrieben, ständige Bewunderung wird erwartet) Hat ein grandioses Gefühl der eigenen Wichtigkeit (z. B. übertreibt die eigenen Leistungen und Talente und erwartet, ohne entsprechende Leistungen als überlegen anerkannt zu werden).
  2. Ist stark eingenommen von Fantasien grenzenlosen Erfolgs, Macht, Glanz, Schönheit oder idealer Liebe.
  3. Glaubt von sich, „besonders“ und einzigartig zu sein und nur von anderen besonderen oder angesehenen Personen (oder Institutionen) verstanden zu werden oder nur mit diesen verkehren zu können.
  4. Bedarf nach übermäßiger Bewunderung.
  5. Legt ein Anspruchsdenken an den Tag (d. h. übertriebene Erwartungen an eine besonders bevorzugte Behandlung oder automatisches Eingehen auf die eigenen Erwartungen).
  6. Ist in zwischenmenschlichen Beziehungen ausbeuterisch (d. h. zieht Nutzen aus anderen, um eigene Ziele zu erreichen).
  7. Zeigt Mangel an Empathie: Ist nicht willens, die Gefühle und Bedürfnisse anderer zu erkennen oder sich mit ihnen zu identifizieren.
  8. Ist häufig neidisch auf andere oder glaubt, andere seien neidisch auf ihn/sie.
  9. Zeigt arrogante, überhebliche Verhaltensweisen oder Haltungen.

Typen NPS

  • Grandiose und
  • Vulnerable Narzissten
  • Offener und verdeckter Narzissmus

Im ICD-10 steht der als Grandioser Narzisstischer bezeichnete Typus im Vordergrund. Er ist großspurig und im Umgang mit anderen bestimmend und dominant. Vielen grandiosen Narzissten gelingt es, in Beruf oder Gesellschaft einflussreiche Positionen einzunehmen. Aufmerksamkeit und Bewunderung ist diesem Typ wichtig. Das Auftreten dieser Menschen kann selbstherrlich bis hin zu maßlos fordernd sein. Die Betroffenen tragen an ihre Umgebung stark überzogene und unrealistische Erwartungen heran. Sie sind überzeugt, nur das Beste zu verdienen und an Regeln, die für alle anderen gelten, nicht gebunden zu sein. Sie dominieren ihre Umgebung und sondern beuten sie aus. Für Menschen im persönlichen Umfeld kann dies, z. B., wenn ständige Aufmerksamkeit, Bedienung oder finanzielle Unterstützung erwartet wird, belastend sein. 

Grandiose Narzissten neigen zu Übertreibungen und stellen ihre Forderungen offen oder indirekt, etwa indem sie ihre Verletzlichkeit inszenieren. Sie erfinden oder überspannen ihre Leiden, Krankheiten oder Probleme und fordern von anderen Menschen Hilfestellung, indem sie ihnen Schuld- und Schamgefühle einflößen. 

Vulnerabler Narzissmus

Manche Narzissten gehören nicht dem grandiosen, sondern einem verletzlichen Typ an. Sie leiden unter einem niedrigen Selbstwertgefühl und ausschweifenden selbstzweiflerischen Grübeleien. Auch nach außen hin erscheinen sie wenig selbstbewusst und sind gegenüber Rückmeldungen zu ihrem Verhalten überempfindlich. Wenn sie nicht bekommen, was sie meinen, beanspruchen zu dürfen, fühlen sie sich entwertet. Verletzliche Narzissten neigen zu Neid. Weil Erfolg ihnen überaus viel bedeutet, sind sie in hohem Maße auch für Gefühle von Scham empfänglich, die sie so stark internalisieren, dass ihre Selbstwirksamkeitserwartung beeinträchtigt werden kann. Die Scham wandelt sich häufig in Aggression um, weil sie als Dauerzustand schwer auszuhalten ist. Dadurch wird die Scham kurzzeitig ersetzt und emotionaler Druck kann ventilieren, sodass verletzliche Narzissten oft in einem Teufelskreis aus Scham und Wut gefangen sind. 

Verletzliche Narzissten empfinden es als Schwäche und als beschämend, auf andere Menschen angewiesen zu sein, die ihre Wünsche und Bedürfnisse befriedigen, und kompensieren diese Scham durch Schuldzuweisungen an andere. Verletzliche Narzissten neigen nach Fehlverhalten weniger dazu auf Grund von empfundener Schuld entstandene Schäden oder Nachteile für andere wieder gutzumachen. Stattdessen treten bei ihnen häufiger durch empfundene Scham ausgelöste Selbstabwertung und sozialer Rückzug auf.

Verletzlicher Narzissmus korreliert stark mit Introversion. Die subklinische Persönlichkeitsforschung betrachtet daher den grandiosen und verletzlichen Narzissmus als unabhängige Merkmale. Hingegen deuten klinische Befunde darauf hin, dass Grandiosität von verletzlichen Aspekten begleitet wird, was auf eine gemeinsame Grundlage beider Formen hindeutet. Berücksichtigt man Intro-/Extraversion als maskierenden Faktor, zeigt sich, dass grandioser und verletzlicher Narzissmus einen gemeinsamen „Kern“ besitzen, gebildet durch geringe Verträglichkeit (Antagonismus).

Neben Introversion korreliert verletzlicher Narzissmus mit stark ausgeprägtem Neurotizismus, wohingegen grandioser Narzissmus mit gering ausgeprägtem Neurotizismus korreliert. (Der Begriff „Neurotizismus“ und das Konzept gehen auf den Psychologen Hans Jürgen Eysenck zurück. Ein alternativer Begriff im Zusammenhang mit der Eysenckschen Theorie ist Emotionale Labilität). Ob bei verletzlichem Narzissmus Introversion oder Neurotizismus einen stärkeren Einflussfaktor darstellt, ist umstritten. Eine Sichtweise ist hierbei, dass grandioser Narzissmus von Antagonismus und Extraversion geprägt ist, während verletzlichem Narzissmus Antagonismus und Neurotizismus zugrunde liegen.

Subklinischer Narzissmus

Subklinischer Narzissmus vs. narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS): Subklinischer Narzissmus bezieht sich auf eine nicht klinisch diagnostizierbare, aber dennoch überdurchschnittliche narzisstische Persönlichkeitsmerkmale. NPS hingegen ist eine anerkannte Persönlichkeitsstörung, die durch ein langfristiges Muster von übermäßigem Narzissmus gekennzeichnet ist und das individuelle Funktionieren und die zwischenmenschlichen Beziehungen beeinträchtigen kann.

Offener und verdeckter Narzissmus

Offener und verdeckter Narzissmus sind zwei verschiedene Ausprägungen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Der Narzissmus ist gekennzeichnet durch ein übertriebenes Interesse an der eigenen Person, eine überhöhte Selbstwahrnehmung und das Verlangen nach Bewunderung und Anerkennung.

Offener Narzissmus bezieht sich auf eine direkte und offensichtliche Darstellung der narzisstischen Merkmale. Menschen mit offenem Narzissmus zeigen typischerweise ein starkes Bedürfnis nach Bewunderung und Aufmerksamkeit. Sie suchen aktiv nach Bestätigung ihrer eigenen Großartigkeit und zeigen eine übertriebene Selbstsicherheit. Diese Personen können arrogant, selbstgefällig und übermäßig selbstzentriert sein. Sie haben oft wenig Empathie für andere und verwenden andere Menschen häufig als Mittel, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.

Verdeckter Narzissmus

Verdeckter Narzissmus hingegen bezieht sich auf eine subtilere Form des Narzissmus, bei der die narzisstischen Merkmale weniger offensichtlich sind. Menschen mit verdecktem Narzissmus können äußerlich bescheiden und zurückhaltend erscheinen, aber sie haben dennoch ein starkes Bedürfnis nach Bewunderung und Bestätigung. Sie zeigen oft eine übertriebene Empfindlichkeit gegenüber Kritik und haben Schwierigkeiten, mit Zurückweisung umzugehen. Verdeckte Narzissten neigen dazu, ihr Selbstwertgefühl von externen Quellen abhängig zu machen und haben Schwierigkeiten, authentische und tiefgehende Beziehungen einzugehen.

Es ist wichtig anzumerken, dass der Narzissmus ein breites Spektrum hat und nicht jeder narzisstische Merkmale aufweist. Der Grad und die Ausprägung des Narzissmus können von Person zu Person variieren. Es wird empfohlen, bei Verdacht auf eine narzisstische Persönlichkeitsstörung professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um eine genaue Diagnose und angemessene Unterstützung zu erhalten.

Was macht das Leben mit Narzissten so schwer?

Die Betroffenen, die manchmal als Co-Narzissten charakterisiert werden, können erheblichen seelischen Schaden nehmen und werden weitaus häufiger in der Psychotherapie vorstellig als die Narzissten selbst. 

Wenn Sie mit Narzissten zu tun haben, suchen Sie sich zur Unterstützung einen Therapeuten, der Erfahrung im Umgang mit Narzissten hat, da dieser die Warnzeichen erkennen und helfen kann.

Direkter Kontakt:  Kontakt – isf-dialog (isf-paartherapie.de)

Oft ist es mit starken Ängsten verbunden, sich von Narzissten zu trennen, da in vielen Fällen der eigene Selbstwert bereits stark gelitten hat.

Durch das egoistische Verhalten des Narzissten sind Partner oft gezwungen, mehr auf den narzisstischen Partner zu achten als auf sich selbst. Der Narzisst steht im Mittelpunkt – durch permanente Stimmungsschwankungen und Empfindlichkeiten ist es dem Partner beinahe unmöglich eigene Ansprüche zu äußern. Tut er dies dennoch, kann es passieren, dass der Narzisst mit schroffer Kritik und Demütigung oder auch mit Gewalt reagiert.

Häufig gestaltet sich die Beziehung so, dass Partner von Narzissten mehr geben als sie zurückbekommen und aus Furcht vor den negativen Konsequenzen darauf bedacht sind, den Wünschen und Vorstellungen des narzisstischen Partners zu entsprechen.

Eine Beziehung mit einem Narzissten hat oft negative psychische Folgen: sie kann Betroffene verwirren, Selbstzweifel und Selbstvorwürfe hervorrufen, Ängste entwickeln und zu Depression führen und Gefühle der Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, Machtlosigkeit, zunehmender sozialer Isolation und ein Gefühl von Scham hinterlassen.

Beziehungen mit Narzissten sind toxisch. Sie werden gekennzeichnet durch Abwertung, Vernachlässigung, Betrug, Gaslighting (eine Form von psychischer Manipulation bezeichnet, mit der Opfer gezielt desorientiert, verunsichert und in ihrem Realitäts- und Selbstbewusstsein allmählich beeinträchtigt werden), Inkonsequenz und Unehrlichkeit. Pathologischen Narzissten fehlt ein stabiler Wesenskern, der für das Eingehen einer emotionalen Bindung zu einem anderen Menschen unerlässlich ist.

Mögliche Ursachen für die Entwicklung ein NPS

Zu viel oder zu wenig Aufmerksamkeit? Beides sind mögliche Ursachen für die narzisstische Persönlichkeit: 

Bei Grandioser NSP wurden Menschen mit narzisstischen Defiziten durch ihre Eltern oder andere nahestehende Bezugspersonen überhöht, verwöhnt und von jeglicher Frustrationserfahrung beschützt. Dabei spielt zu einem nicht unerheblichen Teil die Sozialisation eine entscheidende Rolle. Sie übertragen das im weiterführenden Leben auf ihre Umwelt und entwickeln Strategien, wie sie ihre konditionierten Bedürfnisse nach Anerkennung erreichen.

Bei Vulnerablen NPS entwickeln Kinder ein übersteigertes Selbstwertgefühl als eine Art Selbstschutz vor Missachtung und Zurückweisung, häufig, wenn sie für die Liebe ihrer Eltern mit Leistung bezahlen müssen.

Es gibt jedoch, wie schon gesagt keine beweiskräftigende Datenlage dafür, dass die Erziehung die Ursache für Narzissmus ist. Persönliche Eigenschaften des Kindes wie das Temperament sind selbstverständlich auch ein Anteil.

  • Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass eine ausgeprägte Persönlichkeitsstörung bis zu 70 Prozent genetisch bedingt ist.
  • neben erzieherischen spielen auch genetische und psychobiologische Faktoren eine Rolle. 
  • Weiterhin müssen makrokulturelle (gesellschaftlich sanktionierte Glaubenssysteme, Medien) und mikrokulturelle Faktoren (Peergroup-Einflüsse) in Betracht gezogen werden.

Beziehungen zu einem Menschen mit NPS oder entsprechenden Akzentuierungen

Narzissmus in einer Partnerschaft (oder auch anderen Beziehung, z. B. Arbeitsbeziehung) bezieht sich auf das Verhalten eines Partners, der übermäßig mit sich selbst beschäftigt ist, ein übersteigertes Selbstwertgefühl hat und wenig Empathie für die Bedürfnisse des anderen zeigt. Es ist wichtig zu beachten, dass Narzissmus auf einem Kontinuum existiert und nicht jeder narzisstische Züge in gleichem Maße aufweist.

In einer Partnerschaft kann narzisstisches Verhalten verschiedene Auswirkungen haben. Hier sind einige mögliche Merkmale einer Beziehung mit einem narzisstischen Partner:

  1. Übermäßige Selbstbezogenheit: Ein narzisstischer Partner lenkt Gespräche auf die eigene Sichtweise und Themen. Narzisstische Partner zeigen wenig Interesse an den Gedanken, Gefühlen oder Bedürfnissen des anderen.
  2. Mangel an Empathie: Narzisstische Partner haben oft Schwierigkeiten, sich in die Gefühle und Perspektiven anderer Menschen hineinzuversetzen und können wenig Verständnis oder Mitgefühl für die Bedürfnisse des Partners aufbringen.
  3. Manipulation und Kontrolle: Narzisstische Partner setzen gezielt manipulative Taktiken ein, um ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche durchzusetzen. Sie können den anderen emotional erpressen, Schuldgefühle erzeugen oder versuchen, die Kontrolle über die Beziehung zu übernehmen.
  4. Mangelnde Verantwortungsübernahme: Narzisstische Partner neigen dazu, die Verantwortung für Konflikte oder Probleme in der Beziehung auf den anderen abzuwälzen. Sie weigern sich oft, Fehler einzusehen oder sich für ihr Verhalten zu entschuldigen.
  5. Abwertung des Partners: Ein narzisstischer Partner kann den anderen abwerten, kritisieren oder herabsetzen, um sich selbst besser zu fühlen. Dies kann zu einem geringen Selbstwertgefühl beim anderen Partner führen.

Ich möchte hier anmerken, dass eine Partnerschaft mit einem narzisstischen Partner nicht zwangsläufig zum Scheitern verurteilt ist. Eine Beziehung zu einem Narzissten stellt Partner jedoch vor einige hohe Herausforderungen, die bewältigt werden müssen, um eine gesunde Beziehung zu erreichen. Es kann hilfreich sein, professionelle Hilfe von einem Therapeuten oder Berater zu suchen, um mit den Dynamiken der Beziehung umzugehen und Strategien zur Kommunikation und Konfliktlösung zu erlernen.

Genauso ist auch anzumerken, dass nicht alle Beziehungen mit Narzissten gesund oder reparabel sind. Wenn die Beziehung toxisch, gewalttätig oder ungesund ist, ist es möglicherweise notwendig, sich von der Beziehung zu trennen und professionelle Hilfe bei der Bewältigung des Trennungsprozesses in Anspruch zu nehmen. Ihre Sicherheit und Ihr Wohlbefinden sollten immer Priorität haben.

Hier sind einige mögliche Ansätze, wie Sie mit Narzissten und sich selbst umgehen können:

  1. Setzen Sie klare Grenzen: Narzissten haben oft Schwierigkeiten, die Bedürfnisse und Grenzen anderer Menschen zu respektieren. Es ist wichtig, Ihre eigenen Grenzen zu erkennen und diese klar, konkret und deutlich zu kommunizieren. Schauen Sie auf sich selbst, achten Sie darauf, sich nicht von manipulativem Verhalten einschüchtern zu lassen.
  2. Arbeiten Sie an Ihrer Selbstachtung: Es ist wichtig, dass Sie ein gesundes Selbstwertgefühl aufrechterhalten. Um sich vor dem Einfluss des narzisstischen Partners zu schützen, sollten Sie an Ihrem eigenen Selbstwertgefühl arbeiten und sich selbst wertschätzen. Suchen Sie Unterstützung von Freunden, Familie oder einem Therapeuten, um Ihr Selbstvertrauen zu stärken.
  3. Kommunizieren Sie klar und direkt: Narzissten haben oft Schwierigkeiten, die Perspektiven anderer Menschen zu verstehen. Verwenden Sie daher eine klare und direkte Kommunikation, um Ihre Bedürfnisse und Erwartungen zu vermitteln. Seien Sie dabei sachlich und bleiben Sie ruhig, um Konflikte zu vermeiden.
  4. Suchen Sie Unterstützung: Es kann hilfreich sein, professionelle Unterstützung von einem Therapeuten oder Berater zu suchen, der Erfahrung mit narzisstischen Persönlichkeitsmerkmalen hat. Therapeuten, die Erfahrung mit Narzissmus haben, können Ihnen dabei helfen, die Dynamiken in Ihrer Beziehung herauszuarbeiten und klarer wahrzunehmen, Strategien zur Bewältigung von Konflikten zu entwickeln und Ihre eigene psychische Gesundheit zu fördern.
  5. Pflegen Sie Ihre eigenen Interessen: Es ist wichtig, dass Sie Ihre eigenen Interessen, Hobbys und sozialen Kontakte pflegen. Sorgen Sie für ein ausgewogenes Leben außerhalb der Beziehung, um Ihre eigene Zufriedenheit und Erfüllung zu finden.

Trotz Narzissmus eine glückliche Partnerschaft

Damit eine Beziehung gelingen kann, ist es wichtig, dass beide Partner, auch der Narzisst, dazu bereit sind, Kompromisse einzugehen. Professionelle Hilfe, zum Beispiel eine psychotherapeutische Behandlung kann dabei helfen, auf die Bedürfnisse und Gefühle ihrer Partner zu achten. Hier können paartherapeutische Angebote hilfreich sein.